Körperliche Veränderungen im Sterbeprozess

Teil 2

Sich mit den körperlichen Veränderungen während des Sterbeprozesses vertraut zu machen, kann Dir mögliche Ängste und das Gefühl von Hilflosigkeit nehmen. Nicht alle Zeichen und Symptome werden bei jedem eintreten, und sie werden auch nicht in dieser Reihenfolge geschehen. Die folgenden Anzeichen sind jedoch ein Hinweis darauf, dass der körperliche Sterbeprozess begonnen hat:

 

Verringerte Einnahme von Flüssigkeit und Nahrung:

Hunger- und Durstgefühl lassen nach. Es ist völlig natürlich, in dieser Phase wenig oder nichts mehr zu essen und auch, dass der Sterbende kaum noch Durst hat. Der Körper kann diese Flüssigkeit nicht mehr verarbeiten. Wir verbinden Essen mit Fürsorge und Leben, deshalb fühlen sich Angehörige oft hilflos. Durch den Flüssigkeitsmangel haben Sterbende häufig einen trockenen Mund. Es genügt, wenn Du kleine Mengen mit dem Teelöffel in den Mund gibst sowie Nase und Lippen befeuchtest.

 

Berührung / Schmerz:

Sterbende reagieren sehr fein auf Körperkontakt. Wenn sich die Lebenskraft immer weiter zurückzieht, kann der Körperkontakt als zu viel oder zu haltend erlebt werden. Hier gilt es, die Berührung zu lassen. In den Sterbephasen lässt das allgemeine sensorische Empfinden nach. Während eine Krankheit mit grossen Schmerzen verbunden sein kann, bringt der Sterbeprozess eher Erleichterung.  Auf Schmerztherapie gehe ich nicht näher ein, wende Dich dafür an den zuständigen Arzt oder Pflegende.

 

Atemveränderungen:

Das normale Atemmuster kann sich durch einen anderen Atemrhythmus verändern. Der Atem kann flach werden, unregelmässig, schnell oder ungewöhnlich langsam. Viele Menschen, die unter einer erschwerten Atmung leiden, haben Angst, am Ende ersticken zu müssen. Jedoch sind gegen Ende die Körperfunktionen so eingeschränkt, dass nur noch wenig Sauerstoff benötigt wird. Bei Atemnot können gezielte Medikamente eingesetzt werden. Während der letzten Stunden kann ein rasselndes oder gurgelndes Geräusch auftreten. Dieses entsteht durch Schleimabsonderungen, die der Sterbende nicht mehr abhusten oder schlucken kann. Dies kann sich laut und beunruhigend anhören. Manchmal gibt es beim Ausatmen einen stöhnenden Laut; dies ist die Atemluft über den Stimmbändern.  Den Kopf höher zu legen, den Sterbenden auf die Seite zu legen und frische Luft (nicht zu kalte) kann das Wohlbefinden verbessern. Ebenso kann die Gewissheit, dass jemand in der Nähe ist, beruhigend und hilfreich sein.

 

Mangelnde Bewegung:

Der Sterbende hat oft keine Kraft mehr, sich selbst zu bewegen und seine Lage zu verändern. Es ist für ihn sehr wohltuend, ihn regelmässig zu bewegen und die Lage zu verändern.

 

Verringerte Urinausscheidung:

Die Urinausscheidung verringert sich aufgrund weniger bis ausbleibender Flüssigkeitsaufnahme und einer reduzierten Nierenzirkulation. Der Urin wird dunkler.

 

Inkontinenz:

Der Sterbende verliert vielleicht die Kontrolle über die Blasen- und Darmausscheidung. Unterlagen, Windeln und Reinigungstücher helfen, den Menschen und auch das Bett sauber zu halten, damit sich der Sterbende weiter wohl fühlt.

 

Farbveränderungen:

Die Arme und Beine werden vielleicht kalt, heiss oder blass; Hände und Füsse können sich bläulich verfärben. Dies geschieht aufgrund der geringen Durchblutung – der Kreislauf zieht sich ins Innere zurück, um die lebenswichtigsten Organe zu unterstützen. Unregelmässige Temperaturen können auftreten. Hier hilft dem Sterbenden Wärme, wenn er zu frieren scheint. Hitze kann auftreten und ein Geruch, der aufgrund der vielen physiologischen Körperveränderungen entsteht. Der Puls kann schwacher, langsamer und unregelmäßig werden.

"Abschied nehmen 

bedeutet immer

ein wenig sterben."

Französisches Sprichwort